Krake oder Leitwolf – in drei Schritten erfolgreich Delegieren

Krake

Haben Sie heute schon wieder eine Aufgabe übernommen, die eigentlich jemand anders erledigen sollte? Willkommen im Club der Kraken – Arme überall, ständig beschäftigt und trotzdem nie fertig. Wenn Sie sich öfter denken „Das mach ich lieber selbst“, sind Sie nicht allein. Der sogenannte MILS-Effekt („Mach ich lieber selbst“) trifft viele Unternehmer und Führungskräfte. Doch wie kommen Sie vom Multitasking-Tentakelwesen zum souveränen Leitwolf? Die Antwort: durch kluges Delegieren. Und das geht einfacher, als Sie denken – in drei klaren Schritten.

Schritt 1: Die richtige Vorbereitung – mit den 6 W zum Ziel

Nicht nur in der Küche ist gute Vorbereitung das halbe Leben. Auch beim Delegieren entscheidet sie über Erfolg oder Frust. Die 6 W-Methode hilft Ihnen, Aufgaben strukturiert zu übergeben.

  • Was?
    Welche Aufgabe soll konkret delegiert werden? Klarheit spart Rückfragen.
  • Wer?
    Wer ist fachlich und persönlich geeignet? Manchmal ist die richtige Haltung wichtiger als Know-how.
  • Wann?
    Ab wann soll der Mitarbeiter starten – und wie viel Zeit steht realistisch zur Verfügung?
  • Womit?
    Welche Ressourcen, Tools oder Schulungen braucht es für die erfolgreiche Umsetzung?
  • Wie?
    Geben Sie Orientierung, aber lassen Sie Freiraum: So selbstständig wie möglich, so geführt wie nötig.
  • Warum?
    Machen Sie deutlich, warum die Aufgabe wichtig ist – und warum gerade dieser Mitarbeiter sie übernehmen soll.

Tipp: Je besser Sie diese Fragen beantworten, desto leichter wird es, Ihre Mitarbeiter zu überzeugen und zu motivieren.

Schritt 2: Das Delegationsgespräch – kurz, klar, konstruktiv

Auch wenn es nur fünf Minuten dauert: Ein Delegationsgespräch ist Pflicht. Es dient der Information, der Klärung – und vor allem der Motivation.

So gelingt’s:

  • Lassen Sie den Mitarbeiter das „Was?“ in eigenen Worten wiederholen – das verhindert Missverständnisse.
  • Informieren Sie sich vorher über seine Zeitressourcen. Dann überrascht Sie das „Wann-soll-ich-das-noch-machen“-Argument nicht.
  • Verwenden Sie Begriffe wie „Zusatzaufgaben“ mit Bedacht – sonst denkt der Mitarbeiter automatisch an Überstunden.
  • Seien Sie verbindlich, aber offen für Fragen. Und: Hören Sie gut zu!

Schritt 3: Kontrolle ist keine Gängelei

Delegation ist kein Loslassen im luftleeren Raum – sondern ein Prozess mit Zwischenstopps. Kontrolle ist dabei nicht Misstrauen, sondern Führung.

Best Practices:

  • Vereinbaren Sie gleich beim ersten Gespräch den nächsten Termin zur Rückmeldung.
  • Bei komplexen Aufgaben: Teilen Sie diese in drei überschaubare „Pakete“ und planen Sie Zwischenkontrollen ein.
  • Bauen Sie die Kontrollabstände je nach Erfahrung und Zuverlässigkeit des Mitarbeiters schrittweise ab – aber nie ganz.

Fazit: Weniger Krake, mehr KlarheitDelegieren heißt nicht: abladen. Es heißt: führen, entwickeln und Verantwortung teilen. Wer vorbereitet delegiert, klar kommuniziert und sinnvoll kontrolliert, gewinnt doppelt: mehr Zeit für das Wesentliche – und motivierte, selbstständige Mitarbeiter. So werden aus Kraken echte Leitwölfe.

Wegen guter Führung langjährig geblieben

Tafel mit Organigramm

Der Fachkräftemangel ist in vielen Unternehmen inzwischen spürbar angekommen. Umso wichtiger ist es, die bestehenden Mitarbeiter langfristig zu binden und ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen. Die Höhe des Gehalts spielt dabei natürlich eine Rolle, doch gilt gerade für kleine und mittelständische Betriebe, dass sie mit Gehältern aus der Industrie nicht mithalten können und andere Vorzüge in den Vordergrund stellen müssen.

Flexible Arbeitsplatzgestaltung, familiäres Miteinander, abwechslungsreiche Tätigkeiten gehören dabei zu den großen Pluspunkten, mit denen Sie sich vom Wettbewerber abheben können.
Doch es gibt noch einen weiteren Punkt, dem manchmal zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird: die Art und Weise, wie Sie als Firmeninhaber mit Ihren Mitarbeitern umgehen.

In einer Universum-Umfrage bei kaufmännischen Berufen landeten unter den Top-10-Merkmalen, die einen guten Arbeitgeber auszeichnen:
Anerkennung
Respekt
• die eigene Entwicklung wird gefördert

Und da sind Sie gefragt. Was tun Sie konkret, um als guter Chef/gute Chefin wahrgenommen zu werden? Stellen Sie sich einfach einmal vor, Sie wären bei sich selbst angestellt. Wie würden Sie sich als Chef beschreiben? Wie gut sind Ihre Kommunikationsfähigkeiten im stressigen Alltag? Wann und wie gehen Sie auf die Interessen und Wünsche Ihrer Mitarbeiter ein?

Ihre Führungsqualitäten haben dabei nicht nur Auswirkungen auf die Stimmung im Betrieb, sondern auch auf das Engagement und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Wenn Sie sich über mangelndes Verantwortungsbewusstsein und fehlendes Mitdenken Ihrer Mitarbeiter beklagen, kann es auch daran liegen, dass die Mitarbeiter das Gefühl haben, dass das gar nicht erwünscht ist.

Wie heißt es so schön: Jeder hat die Mitarbeiter, die er verdient!
Wenn Sie sich also das nächste Mal über einen Mitarbeiter ärgern, der Aufgaben an Sie zurückdelegiert, oder die Stimmung im Betrieb schlecht ist, packen Sie sich zuerst an der eigenen Nase und stellen Sie sich folgende Fragen:

• Bin ich ein MILS-Typ?

MILS ist die Abkürzung für Mach Ich Lieber Selber und befällt Chefs und Chefinnen meistens, kurz bevor sie etwas delegieren wollen. Denn sie glauben, es geht schneller, wenn sie es selbst
erledigen. Doch das ist nur kurzfristig gedacht. Wer mittelfristig entlastet werden will, muss kurzfristig mehr Zeit investieren. Wenn Sie Aufgaben und Verantwortung delegieren, geben Sie
den Mitarbeitern auch die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Machen Sie sich dabei klar, dass der Mitarbeiter zu Beginn mindestens 25 % länger braucht und einen anderen Ansatz oder Weg
geht als Sie. Das ist okay, denn anders bedeutet nicht zwangsläufig schlechter. Loslassen können heißt die Devise.

• Gehe ich jeden Tag aufs Neue hoch motiviert ins Unternehmen und strahle Freude aus?

Wenn Sie häufig gestresst wirken, sich keine Zeit nehmen, um ein paar nette Worte mit den Mitarbeitern zu wechseln, Telefonate mit „lästigen“ Kunden abwimmeln lassen, brauchen Sie
sich nicht wundern, wenn die Stimmung im Keller ist. Ihre Persönlichkeit strahlt durch den ganzen Betrieb – und je kleiner die Firma, desto höher ist die Strahlkraft. Und ja, es gibt Tage, an denen man mal nicht so gut drauf ist. Doch dafür können (in den meisten Fällen) Ihre Mitarbeiter nichts. Also lassen Sie es nicht an ihnen aus. Tipp: Bevor Sie die Firma betreten, eine Minute Dauergrinsen – also die Mundwinkel zu einem extremen Lächeln nach oben ziehen. Dadurch werden von den Nerven Signale ans Gehirn gesendet: „Ihm/Ihr geht es gut, also entspannen und gut drauf sein.“ Und die Anspannung verfliegt.

Weiß ich, was meine Mitarbeiter gerade bewegt, und – vor allem – interessiert es mich auch?

Wenn Sie sich nicht für Ihre Mitarbeiter interessieren, tun diese es umgekehrt auch nicht. Dann beschränken sich der Einsatz auf die vereinbarte Arbeitszeit und das Engagement auf das Notwendige. Denn warum sollte sich ein Mitarbeiter für jemanden anstrengen, der ihn nicht wertschätzt. Mitarbeiterführung ist eine Dienstleistung für Menschen und ein Vollzeitjob. Wenn sich Unternehmer beklagen, dass sie gar nicht zum Arbeiten kommen, weil sie sich dauernd um die Mitarbeiter kümmern müssen, haben sie ihre Verantwortung als Führungskraft nicht verstanden. Nehmen Sie diese Verantwortung bewusst an.

• Sehe ich meine Mitarbeiter als wertvolles Kapital oder als notwendige Kosten?

Kapital wird vermehrt, Kosten will man senken. Die Einstellung macht einen riesigen Unterschied, wie Sie Ihre Mitarbeiter behandeln. Tipp, um die Wahrnehmung zu verändern: Benennen Sie das Konto Personalkosten um in Mitarbeitereinkommen.

Was lernen meine Mitarbeiter von mir fachlich und menschlich?

Und zwar jeden Tag. Wissen so weiterzugeben, dass es andere verstehen und annehmen können, ist eine Kunst. Mitarbeiter zu beschäftigen kann jeder, Mitarbeiter führen die wenigsten.
Dabei ist das Fachliche genauso wichtig wie die Worte Bitte, Danke und Gern.

• Wann habe ich zuletzt ein Lob ausgesprochen?

Wenn Chefs oder Chefinnen einen Mitarbeiter ins Büro rufen, dann meistens, wenn sie einen Fehler entdeckt haben. Über Fehler wird ausführlich gesprochen, das Gute bleibt als Selbstverständlichkeit unkommentiert. Oft geht es bei Mitarbeiterführung gar nicht um Motivation, sondern darum, Demotivation zu vermeiden. Dabei geht es nicht darum, übertrieben auf Selbstverständlichkeiten zu reagieren: „Hach Frau Müller, diese Aufgabe ist Ihnen ja großartig gelungen.“ Mitarbeiter spüren sehr wohl, ob und was Sie ernst meinen. Es geht vielmehr darum, das Besondere (auch wenn es eine Kleinigkeit ist) wahrzunehmen und auszusprechen und so zu zeigen, dass Sie die Arbeit Ihrer Mitarbeiter wertschätzen.

Wenn Sie diese Punkte beherzigen, werden es die Mitarbeiter Ihnen mit langjähriger Zugehörigkeit danken und gern den Betrieb anderen potenziellen Mitarbeitern empfehlen.
Es liegt im wahrsten Sinne des Wortes an Ihnen.